Schlafen bei Licht
- Leseprobe
Eine kleine Leseprobe:
... Die Tür sprang
auf, Silke stürmte an sein Bett und gestikulierte. „Was ist das denn
hier für ein Saftladen? Die Zicke an der Rezeption hat mich ewig warten
lassen!“
„Beruhige dich. Ich residiere hier als Privatpatient, da hat nun einmal
nicht jeder Zutritt. Aber du, du darfst mich jederzeit gern besuchen.“
„Witzbold!“ Sie warf ihre dünne Jacke auf das von Marks Aktion zerwühlte
Nachbarbett, zog sich den Hocker heran und setzte sich. Gut einen Meter
von Torsten entfernt. Ohne ihn anzusehen, durchwühlte sie die
pinkfarbene Bree-Handtasche. Durch den neuen Haarschnitt wirkte ihr
Gesicht offener, aber auch eine Nuance härter als früher. Schließlich
fand sie in offenbar bislang unerforschten Tiefen, was sie suchte und
reichte Torsten mit lang ausgestrecktem Arm ein Päckchen.
„Dankeschön! Was ist das?“
„Machs auf!“ Sie zeigte auf das Wandposter. „Die Documenta 12 in Kassel,
da waren wir doch vor zwei Jahren! Ein toller Urlaub! Hätten wir auch
noch das Essen bei Ferran Adrià in Spanien gewonnen, wäre er richtig
grandios gewesen!“
„Naja, es war ganz nett.“ Torsten hatte das Päckchen mit Daumen und
Zeigefinger ausgewickelt, es enthielt ein Hugo Boss Aftershave. „Danke.“
„Ganz nett? Nur nett? Ich fand es einfach super! Natürlich ist
ausgefeilte avantgardistische Kunst mit Anspruch nichts für jedermann.“
„Avantgardistisch? Ich halte solche Werke wie die ausgestopfte Giraffe
auf dem Fußboden einfach nur für billige Effekthascherei.“
Silke fuhr sich durch die kurzen Haare und stand auf. Ihr knalleng
sitzender Pullover sowie die kein Stück großzügiger geschnittene Jeans
ließen eine atemberaubende Figur erahnen. Torsten ertappte sich bei
erotischen Wünschen, die so gar nicht zur laufenden Diskussion passen
wollten. Aber Silke bekam davon nichts mit und blieb eisern beim Thema.
„Weil du wieder einmal ü-ber-haupt nichts verstanden hast! Gar nichts!
Die Giraffe symbolisierte natürlich den Palästinakonflikt, was halbwegs
einfühlsame Menschen auch sofort erfasst haben.“ Sie stellte sich ans
Bettende, stützte sich mit beiden Händen auf und holte tief Luft. „Wir
müssen reden!“ Jetzt sah sie Torsten zum ersten Mal an diesem Abend
direkt in die Augen. Er fand, dass die Bedeutung des Redens zwischen
Mann und Frau allgemein gründlich überschätzt wurde und zuckte mit der
gesunden Schulter.
„Worum geht es denn?“
„Um uns.“ Silke schritt zum Fenster, sprach einen auswendig gelernt
wirkenden Text mit fester Stimme in Richtung Fenster. „Weißt du, ich
wollte immer ehrlich zu dir sein und ich will es auch jetzt.“ Sie machte
eine Pause ...
Der Roman spielt im
quirligen Osten Hamburgs, genauer im aufstrebenden Stadtteil Eilbek,
noch genauer in der Seumestrasse. Den Helden führt es aber auch auf die
Insel Amrum, in die Nähe des Leuchtturms, auf dem - wichtig! -
geheiratet werden kann:
Schwerwiegende
Entscheidungen - wo konnte man sie besser treffen als an einem breiten Strand in der
nördlichen Einsamkeit:
Klappentext:
Das Leben von Torsten Burmester verlief bisher nicht in perfekten, aber
doch sehr geordneten
Bahnen. Regelmäßig versieht er als Hamburger Beamter seinen Dienst, hat
eine kleine Wohnung und
eine auf ihre Karriere bedachte Freundin namens Silke. Unvorhergesehenes
ist nicht vorgesehen.
Als Torsten einen Unfall hat und im Krankenhaus liegt, beginnt sich sein
Leben grundlegend zu
ändern. Nachdem ihn Silke verlässt, ist er plötzlich Single und denkt
neu über sich nach. Unterstützung
in dieser Situation erhält er von seinem Freund Mark, der als
vermeintlicher Frauenheld und
tatsächlicher Autolackierer viele Dinge so ganz anders betrachtet als
Torsten. Aber gerade das hilft
ihm, nach dramatischen Zwischenfällen seinen eigenen Weg klarer zu sehen und sich vielleicht einer neuen
Liebe zu öffnen.
Wolfgang A. Gogolin / Schlafen bei
Licht (Roman)
Verlag Mohland / Goldebek
(2011) ISBN 9783866751453 - 137 Seiten, Pb., 9,- Euro
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