Wolfgang A. Gogolin

Schlafen bei Licht

                                   Roman

 

Schlafen bei Licht - Leseprobe

Eine kleine Leseprobe:

 

... Die Tür sprang auf, Silke stürmte an sein Bett und gestikulierte. „Was ist das denn hier für ein Saftladen? Die Zicke an der Rezeption hat mich ewig warten lassen!“
„Beruhige dich. Ich residiere hier als Privatpatient, da hat nun einmal nicht jeder Zutritt. Aber du, du darfst mich jederzeit gern besuchen.“
„Witzbold!“ Sie warf ihre dünne Jacke auf das von Marks Aktion zerwühlte Nachbarbett, zog sich den Hocker heran und setzte sich. Gut einen Meter von Torsten entfernt. Ohne ihn anzusehen, durchwühlte sie die pinkfarbene Bree-Handtasche. Durch den neuen Haarschnitt wirkte ihr Gesicht offener, aber auch eine Nuance härter als früher. Schließlich fand sie in offenbar bislang unerforschten Tiefen, was sie suchte und reichte Torsten mit lang ausgestrecktem Arm ein Päckchen.
„Dankeschön! Was ist das?“
„Machs auf!“ Sie zeigte auf das Wandposter. „Die Documenta 12 in Kassel, da waren wir doch vor zwei Jahren! Ein toller Urlaub! Hätten wir auch noch das Essen bei Ferran Adrià in Spanien gewonnen, wäre er richtig grandios gewesen!“
„Naja, es war ganz nett.“ Torsten hatte das Päckchen mit Daumen und Zeigefinger ausgewickelt, es enthielt ein Hugo Boss Aftershave. „Danke.“
„Ganz nett? Nur nett? Ich fand es einfach super! Natürlich ist ausgefeilte avantgardistische Kunst mit Anspruch nichts für jedermann.“
„Avantgardistisch? Ich halte solche Werke wie die ausgestopfte Giraffe auf dem Fußboden einfach nur für billige Effekthascherei.“
Silke fuhr sich durch die kurzen Haare und stand auf. Ihr knalleng sitzender Pullover sowie die kein Stück großzügiger geschnittene Jeans ließen eine atemberaubende Figur erahnen. Torsten ertappte sich bei erotischen Wünschen, die so gar nicht zur laufenden Diskussion passen wollten. Aber Silke bekam davon nichts mit und blieb eisern beim Thema.
„Weil du wieder einmal ü-ber-haupt nichts verstanden hast! Gar nichts! Die Giraffe symbolisierte natürlich den Palästinakonflikt, was halbwegs einfühlsame Menschen auch sofort erfasst haben.“ Sie stellte sich ans Bettende, stützte sich mit beiden Händen auf und holte tief Luft. „Wir müssen reden!“ Jetzt sah sie Torsten zum ersten Mal an diesem Abend direkt in die Augen. Er fand, dass die Bedeutung des Redens zwischen Mann und Frau allgemein gründlich überschätzt wurde und zuckte mit der gesunden Schulter.
„Worum geht es denn?“
„Um uns.“ Silke schritt zum Fenster, sprach einen auswendig gelernt wirkenden Text mit fester Stimme in Richtung Fenster. „Weißt du, ich wollte immer ehrlich zu dir sein und ich will es auch jetzt.“ Sie machte eine Pause ...


 

Der Roman spielt im quirligen Osten Hamburgs, genauer im aufstrebenden Stadtteil Eilbek, noch genauer in der Seumestrasse. Den Helden führt es aber auch auf die Insel Amrum, in die Nähe des Leuchtturms, auf dem - wichtig! - geheiratet werden kann:

Schwerwiegende Entscheidungen - wo konnte man sie besser treffen als an einem breiten Strand in der nördlichen Einsamkeit:

 

Klappentext:
Das Leben von Torsten Burmester verlief bisher nicht in perfekten, aber doch sehr geordneten
Bahnen. Regelmäßig versieht er als Hamburger Beamter seinen Dienst, hat eine kleine Wohnung und
eine auf ihre Karriere bedachte Freundin namens Silke. Unvorhergesehenes ist nicht vorgesehen.

Als Torsten einen Unfall hat und im Krankenhaus liegt, beginnt sich sein Leben grundlegend zu
ändern. Nachdem ihn Silke verlässt, ist er plötzlich Single und denkt neu über sich nach. Unterstützung
in dieser Situation erhält er von seinem Freund Mark, der als vermeintlicher Frauenheld und
tatsächlicher Autolackierer viele Dinge so ganz anders betrachtet als Torsten. Aber gerade das hilft
ihm, nach dramatischen Zwischenfällen seinen eigenen Weg klarer zu sehen und sich vielleicht einer neuen Liebe zu öffnen.

Wolfgang A. Gogolin / Schlafen bei Licht (Roman)

Verlag Mohland / Goldebek (2011) ISBN 9783866751453 - 137 Seiten, Pb., 9,- Euro

 

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Wolfgang A. Gogolin / Schlafen bei Licht